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Frieden zwischen Pferd und Mensch

Was wäre, wenn sich die gesamte Pferdesportwelt für Frieden zwischen Pferd und Mensch entscheiden würde? Würdest du dich dafür entscheiden, mit deinem Pferd friedlich zu sein? Und was bedeutet das überhaupt?


Inhalt:

Definition von Frieden




Definition von Frieden


Friede oder Frieden ist allgemein definiert als ein Zustand des Zusammenlebens in Ruhe und Sicherheit, ein heilsamer Zustand der Stille und die Abwesenheit von Störung, Gewalt und Krieg.


Ein friedlicher Umgang mit Pferden würde nach den Lexikondefinitionen von Frieden bedeuten, dass die Interaktion zwischen Pferd und Mensch für beide stets stressfrei, ruhig und harmonisch verlaufen würde. Das heißt, es gäbe niemals Geschrei, Wut, Frustration und Gewalt auf der Seite des Menschen.


Aber würde es nicht Momente geben, in denen das Pferd „ausflippt“, gefährlich oder aggressiv wird? Würde das Pferd nicht den Frieden brechen?


Wer hat den Frieden gebrochen?


Zunächst einmal sind es nicht die Pferde, die sich entschieden haben, domestiziert zu werden und in kleinen geschlossenen Boxen zu leben und zu einem Sportgerät für zweibeinige Kreaturen zu werden.

Wir haben sie hierher gebracht, und wir müssen die Folgen des Verhaltens einer Art berücksichtigen, der ihre natürlichen Bedürfnisse verweigert werden.

Aus diesem Grund liegt es in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass ein Pferd keinen Grund hat, sich 'schlecht' benehmen oder gefährlich zu werden.

Ein aggressives Pferd ist immer von Menschen gemacht.


Und: man erntet was man säht. Obwohl Pferde eine andere Spezies sind und keinen präfrontalen Kortex wie wir haben, sind sie in der Lage, unsere Körpersprache zu lesen und unser Energieniveau zu spüren. Sie können unsere Hormone "riechen" und Absichten in unseren Stimmen hören. So „verstehen“ sie unsere Bedeutung und können entsprechend handeln: Wenn wir uns fürchten, können sie erschrocken reagieren. Wenn wir aggressiv sind, können sie aggressiv reagieren. Auch wenn wir verschiedenen Arten angehören, wir alle sind Säugetiere und die Natur hat dafür gesorgt, dass wir interagieren können. Wir sind in unserem Sein nicht isoliert.


Ist der Pferdesport friedlich?


Wenn man die Grand-Prix-Dressur-Shows mit ihren schönen Figuren, der Musik und den gekleideten glänzenden Pferden sieht, die ihre Tänze vorführen, könnte man sich das als harmonisch und friedlich vorstellen. „Reiter und Pferd bilden eine harmonische Einheit“, heißt es oft.


Oder das Springreiten, wo Reiter und Pferd scheinbar mühelos über die Stangen fliegen, kraftvoll, aber mit ruhiger Anmut.


Nun, ich glaube, dass dies auf die Erfahrung des Reiters zutreffen könnte, und ich gebe zu, es kann Momente geben, in denen ein Pferd diesen „Flow“ für eine Weile spürt. Aber dorthin zu gelangen, bei diesen Shows zu sein und an diesen hochrangigen Shows teilzunehmen, ist eine andere Geschichte, die viele Leute entweder nicht kennen oder nicht kennen wollen.


Alles, was im Leben eines Sportpferdes einen Wert haben soll, den man in Geld ausdrücken kann, wird von Menschenhand entschieden, geformt und erzwungen. Es beginnt mit der systematischen Auswahl der richtigen Eltern und der Besamung der Stute, oft durch einen Tierarzt, kein echter Hengst in einer natürlichen Umgebung.


Das Fohlen wird dann ziemlich früh von seiner Mutter getrennt. In einer wilden Herde bleiben Fohlen lange bei ihrer Mutter und Familie. Stuten für immer, sie können sogar bis sie 2 Jahre alt sind noch bei der Mutter trinken. Hengste bleiben nur bis sie alt genug sind, um zu decken und eigene Stuten um sich zu scheren.

Aber bei uns werden generell alle Pferde, egal ob Stute, Hengst oder Fohlen und Jährlinge, von Anfang an und bis an ihr Lebensende in Boxen gehalten und nur ab und zu auf eine kleine Weide gelassen. Das ist weit entfernt von den natürlichen Bedürfnissen eines großen Fluchttiers.


Die jungen Pferde werden dann im Alter von etwa 2-3 Jahren geritten und sind bereit, „ für die Arbeit“, wenn sie mindestens 4 Jahre alt sind. Welches Alter hier das richtige ist, da scheiden sich die Geister und es gibt viele Meinungen und Halbwahrheiten. Biologischer Fakt ist aber, dass das Skelett eines Pferdes erst im Alter von 6-8 Jahren voll entwickelt ist und jegliche Belastung der Knochen und Gelenke das weitere Wachstum in jungen Jahren sehr beeinflussen kann.


Ist ein Pferd ist einmal eingeritten, wird das Training lebenslang fortgesetzt, bis er die Arbeit aus ernsten gesundheitlichen Gründen nicht mehr verrichten kann. Was in der Sportwelt ziemlich früh ist. Es gibt Pferde die werden bis zu 50 Jahre alt. Also nein, ab 15 ist ein Pferd noch lange nicht alt, nur die extreme Belastung lässt Knochen und Gelenke schneller altern. Es gibt unzählige Studien dazu wie vor allem Gelenkprobleme wie OCD und Arthrose entstehen (spoiler: es ist nicht das Alter).


Aber wie bringt man einem Pferd eigentlich bei, geritten zu werden und „zu Arbeiten“?


Im klassischen Pferdetraining ist dies ein Prozess der negativen Verstärkung und Bestrafung (pressure and release, Druck und loslassen mit Gebiss, Zügeln, Hacken oder Sporen, Gerte, oder auch mal einen "Klaps" wenn das Pferd sich nicht "benimmt"). Und ja, das ist weit weg von der Definition von Frieden.


Sowohl für negative Verstärkung als auch für Bestrafung schafft man eine unangenehme Erfahrung, um Verhalten zu erzwingen oder zu verhindern. Zum Beispiel: Das Pferd mit den Hacken an den Bauch zu klopfen ist eher unangenehm. Bewegt sich das Pferd, verschwindet das klopfen oder drücken, was den Pferden beibringt, dass dies die richtige Reaktion war, und es wird sich daran erinnern. Das bedeutet aber auch, dass dem Reiter nichts anderes übrig bleibt, als dieses Klopfen zu eskalieren, wenn das Pferd nicht reagiert. Aus Klopfen wird Treten oder Schlagen mit der Peitsche – und das ist nach meinem Verständnis einfache Gewalt.

Lass uns nochmal wiederholen:


Friede oder Frieden ist allgemein definiert als ein Zustand des Zusammenlebens in Ruhe und Sicherheit, ein heilsamer Zustand der Stille und die Abwesenheit von Störung, Gewalt und Krieg.


Siehst du die Erfolge des Profireiters oder die Schmerzen des Pferdes?


Die klassische Pferdeausbildung und damit der Sport passen nicht zu dieser Definition. Es ist nicht friedlich. Es ist per definitionem gewalttätig und stressig für beide Parteien.


Und solange sich der Hobbyreiter daran ein Beispiel nimmt, können auch Freizeitpferde keine heilsame Ruhe und Stille finden.


Kann ein Pferdeleben dann friedlich sein?

Wie könnte ein friedlicher Umgang aussehen?


In Frieden zu leben, ist eine Entscheidung, die du in jeder Sekunde deines Lebens treffen kannst. Du musst dich dafür weder vorbereiten noch qualifizieren. Du musst diese Entscheidung weder vor dir noch vor eine andere Person erklären oder rechtfertigen. Es spielt keine Rolle, was du zuvor getan hast. Nicht einmal dein Pferd wird das brauchen, denn es ist am versöhnlichsten und am dankbarsten für diese Entscheidung, wann immer du bereit bist sie zu treffen.

Und das Beste: Du kommst auch selbst ein großes Stück Frieden.



Ein friedlicher Umgang erfordert von uns nicht viel als den Anstand, Pferde Pferde sein zu lassen und sie nichts anderes sein zu lassen, wie ein Athlet, ein Gerät, ein Partner oder gar ein Freund.

Es ist natürlich schön, wenn sich das Pferd dafür entscheidet letzteres zu werden, aber es sollte niemals erzwungen werden und immer von selbst kommen.


Frieden zwischen Pferd und Mensch würde für mich so aussehen:

  • Kleine Gruppen von Pferden, die auf wirklich großen Anwesen zusammenleben können und sich fast frei bewegen. Oder große Paddock-Paradiese mit hochwertiger Bereicherung. Nicht in Ställen, nicht in Boxen, nicht auf kleinen Weiden hinter dem Haus. Ja, das ist konfrontierend, das verstehe ich. Aber das ist einfach, woher sie kommen und wo sie hingehören. Vielleicht ist es für uns nicht bequem, aber genau das ist mein Punkt. Und vielleicht bedeutet das, dass viele Leute dann keine Pferde haben können, mich eingeschlossen. Das ist der Preis, den man zahlen muss - wenn es eben nicht um einen Selbst geht.

  • Ein Pferd entscheidet sich dafür, ein Freund zu werden und ist bereit, freiwillig mit zu arbeiten. Ein Pferd darf "nein" sagen.

  • Ein Pferd wird nicht vor dem 6. Lebensjahr unter dem Sattel gearbeitet.

  • Freiheitsbasiertes Training mit +R als Basis.

  • Keine Gebisse, keine Sporen, keine Peitschen.


Natürlich würde sich der professionelle Pferdesektor verändern. Wie, ist schwer vorherzusagen. Aber stell dir eine Pferdewelt vor, in der Geld nicht der Haupttreiber ist. Sondern Gesundheit, Glück und Harmonie für die Pferde. Wenn statt Leistungszwang Empathie gefeiert würde. Wenn Freundlichkeit und Sanftheit das Vorbild für junge Reiter wären

Wenn Kinder die Pferdesprache lernen würden, bevor sie lernen, eine Gerte zu halten.



Und stell dir vor vor, wie sehr du selbst wachsen würdest. Wie tief du dich selbst kennenlernen und fühlen würdest, um dein Pferd kennen und fühlen zu können. Wie leicht würdest du diesen Ort der Ruhe und des Glücks in dir finden, weil du ihn mit deinem Pferd suchst. Und glaube mir, das ist wahrscheinlich die größte unterschätzte Fähigkeit von Pferden, nicht ihre Fähigkeit zu springen oder zu tanzen, sondern dich zu einem erfüllten und lebendigen Leben zu führen.


Ein Pferd in Frieden, wo es hingehört. | Photo by Flash Dantz on Unsplash


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