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Wie du lernst dein Pferd zu lesen

In diesem Artikel werde ich ausführlich auf die verschiedenen Arten der Kommunikation von Pferden eingehen. Du kannst die Laute, Bewegungen und Körperteile alle einzeln überprüfen und Beispiele in der Praxis finden, um die „Wörter“ auswendig zu lernen. Genauso wichtig ist es aber, dies immer im Zusammenhang mit der Situation zu sehen. Alter, Geschlecht, Lebensumstände, Gesundheit und Stimmung eines Pferdes beeinflussen die Kommunikation ebenso wie seine Rasse, sein Charakter und seine sozialen Fähigkeiten. Im Umgang mit Menschen passt sich das Pferd auch dem Menschen an. Ist der Mensch ängstlich, gereizt oder abwesend, wird das Pferd immer dementsprechend darauf reagieren.


Ein Pferd lesen heißt also vor allem, sich seiner selbst, der Umwelt und natürlich des Pferdes bewusst zu werden. Es erfordert die Konzentration aller Sinne und dazu gehört bei den Pferden auch die Intuition, das „Bauchgefühl“. Pferde leben und kommunizieren auf einer mehr 'energetischen' Ebene – das heißt, sie spüren die Anspannung in ihrem Körper und Geist und stimmen sich darauf ab, untereinander und mit den Menschen.

Du kannst das auch lernen. Hat man die „Sprache“ erst einmal verinnerlicht, wechselt man automatisch zu Intuition und Energie. Das ist dann eher bekannt als „Pferdeflüstern“.


Hier findest du alles über Pferdesprache:


Inhalt

  1. Laute

  2. rpersprache - Ohren - Nüstern und Lippen - Augen - Kopfhaltung - Schweif - Beine und Hufe - Haltung

  3. Ungehorsam und Verhaltensstörungen


 

1. Laute


Vocal kommunizieren

Pferde haben einige vokale Kommunikationssignale. Diese kommen meist in Extremsituationen wie Gefahr oder Paarungsverhalten zum Einsatz.

Manche Pferde verwenden sie mehr als andere.


  • Wiehern Ein lauter, hoher Ton, der dazu bestimmt ist, große Entfernungen zu überwinden und den Kontakt zur Herde herzustellen und aufrechtzuerhalten.

  • Blubbern (im englischen 'nickering') Ein leises, sanftes Wiehern, fast ein Grummeln. Wird oft als Begrüßung verwendet. Auch Stuten und Hengste tun dies, um ihr Interesse zu bekunden.

  • Schnauben Ein leises wiederholtes Schnauben. Pferde tun dies oft in neuen Umgebungen und mit neuen Objekten, die es zu erkunden gilt. Durch das Schnauben nehmen sie feine Geruchspartikel auf oder machen die Nase wieder frei.

  • Blasen Ein harter schneller Ausstoß durch die Nase. Das Pferd ist alarmiert und unsicher in der Situation. Es dient auch als Warnung für andere Pferde vor einer möglichen Gefahr.

  • Quietschen Und kurzer, hoher und lauter Schrei. Dies ist eine Warnung für Artgenossen, Abstand zu halten, sowohl bei Stuten als auch bei Hengsten.


2. Körpersprache

Das Auge schulen für die feinste Sprache der Pferde

Untereinander in einer Herde wird eigentlich „viel geredet“. Pferde stehen in nahezu ständiger Kommunikation miteinander – diese Veranlagung macht sie zu den erfolgreichsten Beutetieren der Welt. Ihr Kommunikationssystem ist älter als die menschliche Sprache, sehr fein und fortgeschritten. Sie kommunizieren über ihren Körper: Die Muskelspannung in jedem Körperteil kann unterschiedliche Signale aussenden.



Das Erlernen dieser Sprache benötigt Flugstunden! Mit dem theoretischen Wissen um die Signale im Petto ist es wichtig, viele Pferde auch tatsächlich in den unterschiedlichsten Situationen zu beobachten.

Pferde zeigen auch im Umgang mit Menschen die gleichen Signale und versuchen immer zu kommunizieren. Erst wenn seine Signale wiederholt ignoriert werden und das Pferd frustriert ist, kann es sich der Kommunikation mit dem Menschen verschließen oder extremes Verhalten zeigen, das dann unerwartet oder sogar gefährlich für den Menschen wird.



Traumatisierte und nicht sozialisierte Pferde zeigen widersprüchliche Signale und Verhaltensweisen, manchmal auch bei anderen Pferden, was zu großen Problemen führen kann. Viele dieser Art von Problemverhalten bezeichnen wir schnell als „Ungehorsam“ und „respektlos“. Darüber findest du mehr am Ende des Artikels.


Ohren

Die Ohren sind das deutlichste Signal für Mensch und Pferd. Jeder Anfänger lernt zuerst etwas über die Ohren. Es ist jedoch nicht das „erste“ Signal, das gesendet wird, wenn Pferde kommunizieren. Es ist sogar ziemlich 'eindringlich' - das heißt, es wurde schon viel vorher gesagt. Werden die feineren Signale nicht beachtet, werden sie immer grober. Reichen flach angelegte Ohren nicht oder reagiert der Gegenüber nicht schnell genug, kann das Pferd sich auch "plötzlich" umdrehen und mit der Hinterhand drohen.


  • Neutraler Stand Die Ohren haben eine natürliche Spannung, sie sind ruhig und zeigen mit ihrer Öffnung leicht schräg nach beiden Seiten. Dieses Pferd ist in einer neutralen Stimmung.

  • Gespitzte Ohren Die Ohren sind sehr angespannt und zeigen direkt auf einen Gegenstand, ein Tier, einen Menschen oder einen anderen Auslöser, der das Pferd neugierig oder besorgt macht.

  • Hängende Ohren Die Ohren haben wenig Spannung und „hängen“ nach beiden Seiten, die Öffnung zeigt fast zum Boden. Dieses Pferd schläft, ist müde, erschöpft oder krank.

  • Offen und nach hinten Die Ohren sind mit der Öffnung nach hinten gedreht, die Spannung ist normal. Dieses Pferd lauscht etwas, das hinter ihm passiert.

  • Angelegte Ohren Die Ohren sind sehr angespannt und liegen flach am Nacken an. Dieses Pferd gibt ein klares Signal, den eigenen Raum zu schützen oder zu vergrößern zu wollen. Mit diesem Signal wird Distanz geschaffen, andere Pferde werden weggeschickt, passiv oder aktiv, um sich zu schützen oder etwas einzunehmen. Dieses Signal hat eine Skala und kann sehr kurz und fein für kleine Korrekturen verwendet werden, die nicht aggressiv sind. Pferde, die ihre Ohren platt machen, wenn sie sich Menschen nähern, zeigen deutlich ihre Meinung und Grenzen im Kontakt mit Menschen. Dies ist jedoch nicht normal, sondern resultiert aus einem intensiven Trauma aus Schmerz und (nicht immer nur körperlicher) Gewalt. Es kann auch akute Schmerzen zeigen, zum Beispiel beim Satteln und Gurten und deren abgespeichert "Schmerzerinnerung".

  • Drehende Ohren Die Ohren drehen sich, um Geräusche aufzunehmen und zu untersuchen. Das sieht man besonders in neuen Umgebungen und in Unruhe und Ungewissheit, bei unbekannten Geräuschen. Es ist auch in Ruhephasen zu beobachten, wenn das Pferd gerade als Wächter in der Herde dient und somit die Umgebung „abtastet“.


Neutraler Stand von Ohren, Augen, Nüstern und Lippen | Photo by Xiang Gao on Unsplash


Nüstern und Lippen

Die Nüstern und die Lippen sind stark bemuskelt und können auf vielfältige Weise zur Kommunikation verwendet werden. Es ist auch ein weiterer Sinn für das Pferd, der es ihm ermöglicht, seine Umwelt sehr genau zu untersuchen und zu erkunden. Der Geruchssinn eines Pferdes ist 50 Mal besser als der eines Menschen. Pferde nutzen ihren Geruchssinn häufiger und ausgeprägter als wir denken.


  • Neutraler Stand Ein entspanntes Pferd lässt seine Lippen locker, bei manchen Pferden entsteht so eine kleine Öffnung der Unterlippe. Aber das ist nicht immer notwendig. Neutrale Nüstern und Lippe erkennst du daran, dass die Unterlippe leicht über die Oberlippe hinausragt. Die Nasenlöcher sind wie Mandeln geformt.

  • Große Nüstern, Lippen zusammen gepresst Wenn die Nasenlöcher groß und rund werden und die Lippen zusammen gepresst, ist das Pferd angespannt und versucht, viel Geruch aufzunehmen, um die Situation, Gegenstände oder Tiere und Menschen einzuschätzen. Das sieht man auch beim Training und bei großer Anstrengung, um genügend Luft zubekommen. Pferde können nicht durch den Mund atmen.

  • Enge Nüstern, Falten um den Mund Verengen sich die Nüstern und bilden sich Falten um das Maul, ist das Pferd extrem verspannt oder hat Schmerzen.

  • Gähnen Gähnen ist seltener ein Ausdruck von Müdigkeit und Entspannung als wir denken. Pferde gähnen hauptsächlich, um Spannungen abzubauen und sich und andere zu beruhigen. Manchmal sieht man auch „halbes Gähnen“, was eher ein Strecken des Kiefers ist. Diese Beruhigung findet statt, wenn das Pferd anfänglich mit einem Auslöser oder Stressor konfrontiert wurde.

  • Lecken und kauen Lecken und Kauen ist auch ein beruhigendes Signal und folgt oft auf einen „erregenden“ Zustand. Das ist weder gut noch schlecht, es ist die Art der Pferde, mit Druck umzugehen. Aber das Signal muss das Pferd auch wirklich beruhigen können, ihm Zeit und Ruhe geben. Ist das nicht der Fall, steigt der Stress für das Pferd und es zeigt immer intensivere Signale.

  • Fohlenkauen Fohlen (und Jungpferde, vor allem Junghengste) können wiederholt 'Luft kauen', wenn sie in unsicheren sozialen Situationen zurecht kommen. Es dient als beruhigendes Signal für den Gegenüber und auch sich selbst und zeigt soziale Unterwerfung in dieser Situation.

  • Flehmen Flehmen dient der Duftaufnahme. Durch das Zurückziehen der Lippen wird das vomeronasale Organ (Jacobsen-Organ) freigemacht, das im Gaumen sitzt. Dadurch kann das Pferd die Geruchsmoleküle besser untersuchen und einschätzen.

  • Berührungen Die Nüstern und die Lippen sind auch ein soziales Organ. Pferde können sehr sanft und liebevoll damit umgehen. Sie nutzen Berührungen um Bindungen in der Herde zu bilden und zu stärken, indem sie sich gegenseitig zuwenden und pflegen. Wenn Pferde eine positive soziale Bindung zu einem Menschen aufbauen wollen, werden auch hier Berührungen gerne eingesetzt. Untersuchungen und Pflegen sollte niemals gestraft werden.


Bedeutung der Tastbare

Die Schnurr- und Tasthaare um Nüstern und Mund sind daher für die Kommunikation und Sinneswahrnehmung des Pferdes enorm wichtig. Leider werden die Schnurrhaare aus Wettbewerbs- oder kosmetischen Gründen immer noch oft wegrasiert. Glücklicherweise ist dies seit diesem Jahr auch von der FEI verboten.


Ohren, Mund und Nüstern sind deutlich angespannt | Photo by Jessica Eirich on Unsplash


Augen

Die Augen sind der Spiegel der Seele. Und das gilt für alle Säugetiere, besonders aber für Pferde.

Die visuelle Kommunikation von Pferden wurde durch ihre Evolution besonders verfeinert. Sie nehmen kleinste Details und Veränderungen in der Umgebung und ihren Herdenmitgliedern wahr. Ihre horizontale Pupille ermöglicht ihnen einen Rundumblick, der kontinuierlich bis zu 100 Mal pro Minute die Umgebung „abtastet“ und kleinste Bewegungen registriert. Grobe oder laute Signale sind daher nicht notwendig und sogar gefährlich, wenn man ein großes Beutetier ist, das auf weiten, offenen Flächen lebt.


  • Weiß um die Augen Manchmal sieht man das Weiße des Augapfels um die Iris eines Pferdes. Dies zeigt sich, wenn sich die Augen des Pferdes vor Angst oder Panik weiten. Das kann aber auch bei scheinbar ruhigen Pferden vorkommen, wenn sie viel Unsicherheit, Misstrauen oder Schmerzen empfinden.

  • Falten um die Augen Im Ruhezustand ist die Haut um die Augen normalerweise glatt mit minimalen Falten. Wenn ein Pferd gestresst wird, bilden die Falten mit tiefen Linien einen steilen Winkel über dem Auge. Die Augen nehmen dann allgemein eine eher dreieckige Form an.

  • Blinzeln Blinzeln ist eines der aktiven sozialen Kommunikationssignale für Pferde (und auch Hunde). Sie verwenden es, um anderen zu signalisieren, dass die Situation sicher ist und dass sie ihnen gut gesinnt sind. Das kannst du gut beobachten, wenn du dein Pferd wieder auf die Weide bringst, wo es dann wieder Kontakt zur Herde aufnimmt. Dieses Blinzeln unterscheidet sich in Geschwindigkeit und Stärke vom gewöhnlichen Blinzeln um die Augen zu schützen.

  • Halb geschlossene Augen Halb geschlossene Augen sieht man bei einem gesunden und glücklichen Pferd, wenn es schläft und schlummert. Das geht auch nur, wenn er sich sicher fühlt. In anderen Fällen kann dies jedoch auch Müdigkeit, Krankheit, emotionale, mentale Ablehnung und Distanz zeigen. Ein Pferd, das in einer Situation in der es besser wäre Aufmerksam und Neugierig zu sein, den Kopf hängen lässt und die Augen schließt, ist entweder krank oder innerlich abwesend.


Die allgemeine Ausstrahlung des Gesichtes

Der Gesichtsausdruck sagt viel über den Zustand des Pferdes aus, genauso wie bei uns. Es sind sehr feine Signale, die wir sehen lernen können und die nicht nur in Extremsituationen, sondern auch bei täglichem Kontakt oder gar Bürsten wichtig sind. Die Kombination von Ohren, Augen, Nüstern und Mund ist hier sehr wichtig. Und ein Signal allein erzählt nur die halbe Geschichte. Ein Pferd zum Beispiel sehr ruhig erscheinen, aber sein Gesicht kann von Schmerz oder Angst gezeichnet sein. Unterschätze es daher nicht, wenn du das Gefühl hast etwas im Ausdruck des Pferdes zu erkennen!


Kannst du Schmerzen im Gesicht eines Pferdes erkennen? Als verletzliches Beutetier zeigen Pferde öffentlich keine Schwäche. Es bedarf daher einiger Kenntnisse, um dies bei einem Pferd zu erkennen.




Kopfhaltung

Die Kopfhaltung ergänzt die feinen Hinweise, die wir im Gesicht beobachtet haben, und vervollständigt die Geschichte zusammen mit dem Gesamteindruck.

  • Abwenden Pferde verwenden das Abwenden des Kopfes, das heißt nach links oder rechts, für die soziale Kommunikation, normalerweise zusammen mit Blinzeln der Augen. Sich abzuwenden ist eine Form der Höflichkeit und zeigt guten Willen. Genau wie bei uns Menschen wird das Staren in die Augen als unangenehm oder gar bedrohlich empfunden.

  • Tief Ein niedriger Kopf ist beim Grasen, Trinken und Untersuchen des Bodens zu sehen, z. B. kurz vor dem Rollen. Diese Position wird daher nur in entspannten und sicheren Momenten eingenommen und signalisiert dem Pferd genau das: Entspannung. Ein Pferd, das jedoch mit sehr tiefem Kopf auf der Weide oder in der Box steht, apathisch und inaktiv, ist eher krank als müde.

  • Hoch Ein hoher Kopf gibt dem Pferd eine bessere Sicht und einen besseren Winkel, um nach hinten und um sich herum zu schauen. Und ein hoher Kopf signalisiert: Aufmerksamkeit, Angst und potentielle Gefahr. Normalerweise sieht man hier auch Weiß und Falten um die Augen, große Nasenlöcher und einen angespannten Mund.

  • Schütteln und Nicken Ein Pferd schüttelt und nickt mit dem Kopf, wenn es zum Beispiel voller Energie ist und endlich wieder frei laufen darf. Das kann nur Verspieltheit und Freude sein. Bei Hengsten sieht man das zusammen mit hohen Vorderhufen auch als einschüchterndes Verhalten. Beim Reiten ist es jedoch ein Signal für Unbehagen und Schmerzen. Schüttelt oder nickt ein Pferd übermäßig und fast zwanghaft mit dem Kopf, dann hat das oft eine ernstzunehmende psychologische oder physiologische Ursache, so als Traum oder eine neuronale Fehlfunktion oder Krankheit.


Eine alarmierte Haltung | Photo by Sarah Olive on Unsplash


Schweif

Der Schweif ist die direkte Verlängerung der Wirbelsäule und die Schweifrübe besteht ebenfalls aus Wirbeln. Es ist ein aktives Körperteil und kann dir viel sagen.


  • Neutraler Stand Ein neutraler Schweif hängt ruhig zwischen den Beinen und bewegt sich sanft hin und her, auch mal etwas mehr um Fliegen zu vertreiben.

  • Eingeklemmt Ein Pferd kann seinen Schweif auch zwischen seinem Gesäß einklemmen. Das schützt die Genitalien vor Tierärzten oder schlechtem Wetter ;) aber auch vor Angst und Schmerzen kann sich der Schweif so verspannen, dass er zwischen den Pobacken steif fest sitzt.

  • Hoch Der Schweif wird hoch genommen beim Äppeln, von hengstigen Stuten, von Hengsten die beeindrucken wollen, oder wenn große Anspannung und Aufregung herrscht. Manche Rassen und Wallache nehmen den Schweif eher hoch als andere Rassen und Stuten, das ist aber sehr individuell.

  • Schlagen Das Schweifschlagen um Fliegen abzuwehren ist anders als bei Schmerz, Frustration und Stress. Schlagen mit dem Schweif und Schütteln oder Nicken mit dem Kopf sieht man oft zusammen, wenn das Pferd mit etwas nicht einverstanden ist. Zum Beispiel wenn es in der Herde herumgeschickt wird oder nicht ans Wasser darf. Aber auch beim Reiten sieht man diese Kombination oft, wenn Hilfen zum Einsatz kommen, die das Pferd nicht versteht oder unangenehm sind.


Schweifschlagen beim Reiten kann ein Zeichen von Schmerzen sein | Photo by Thomas Peham on Unsplash


Beinen und Hufe

Die Beine zeigen nicht nur im Training die Balance des Pferdes. Sie können dir auch zeigen, was in deinem Pferd vor sich geht und ob du möglicherweise frühere Signale verpasst hast. An Hufen und Beinen lässt sich auch der Gesundheitszustand schnell ablesen. Aber dies ist ein umfangreiches Thema, das hier nicht mehr hineinpassen wird.

Vorderbeine

Pferde tragen das meiste Gewicht auf den Vorderbeinen, hier liegt ihr natürlicher Schwerpunkt.

  • Gespreizte Vorderbeine Spreizt das Pferd seine Vorderbeine, lehnt es sich zurück und stemmt es die Hufe buchstäblich in den Boden, dann hast du schon etwas verpasst: Vor euch ist ein sehr beängstigender Auslöser, der dein Pferd zum flüchten bringen wird. Eine Situation, die schnell aus dem Ruder laufen und enormen Stress verursachen kann.

  • Scharren Für viele ein lästiges Verhalten, das man oft am Putzplatz beobachten kann. In freier Wildbahn scharren Pferde nach Wasser und Wurzeln im Boden. Am Putzplatz bedeutet es vor allem Ungeduld und Frustration.

  • Stampfen Stampfen ist ebenfalls ein Signal von Frustration und Ungeduld, wenn das Pferd eine Situation gerne verlassen möchte. Wiederholte Stampfen ohne Auslösers und menschlichen Einfluss weisen jedoch auf Juckreiz oder Schmerzen in den Beinen hin.

  • Ausschlagen Wenn ein Pferd tritt, ist dies wie Schreien und ein deutliches und letztes Signal, das das Pferd gibt. Hier wurden seine Grenzen deutlich überschritten und es fühlt sich so unsicher, dass es seinen Freiraum mit allen Mitteln schützen will. Treten mit den Vorderbeinen sieht man vor allem bei dominanten Hengsten.


Kratzen, Schlagen und Treten im Stall gehört zu den Problemverhalten, siehe unten.


Pferde untersuchen den Untergrund mit den Hufen | Photo by Dave Swain on Unsplash


Hinterbeine
  • Ruhestand Da das Gewicht auf den Vorderbeinen liegt, entlasten Pferde ihre Hinterbeine, indem sie einen Huf auf die Spitze stellen. Die Hüfte dreht sich dann ein wenig und fängt das Gewicht auf der anderen Seite auf. Ein ruhendes Pferd ist daher auch ruhig und entspannt.

  • Hoch ziehen Das Drehen der Hinterhand und das Anheben des Hinterbeins ist die Warnung für einen Tritt und ein großes Signal. Wenn das Pferd aufgrund eines unabhängigen Auslösers wie Stress ein Bein hebt und Schwierigkeiten hat, es wieder herunterzubringen, handelt es sich um eine neurologische Störung (Shivering).


Haltung

Anhand der Körperhaltung kann man viel über den Trainingszustand und die genetische Veranlagung ablesen. Das ist ein großes Thema, das ich hier nicht mehr unterbringen kann. Aber auch wie es dem Pferd geht und welche Position es in der Herde einnimmt, lässt sich an der Haltung eines Pferdes ablesen.


Ist das Pferd generell steif und verspannt, ist das ein Zeichen dafür, dass körperlich oder psychisch viel los ist und dies wahrscheinlich chronisch ist. Ein versteiftes Pferd braucht viel Aufmerksamkeit, Zeit, Ruhe oder Erholung. Bei Bedarf sollte immer ein Tierarzt oder Chiropraktiker eingeschaltet werden.

Ein gesundes Pferd wird sich bewegen und loslassen wollen, besonders wenn es frei laufen und spielen darf.


Wie verhält sich das Pferd in der Herde?

Ein in eine Herde eingeführtes Pferd zeigt beruhigende und unterwürfige Signale, während die anderen Pferde darauf antworten. Ein gesundes und glückliches Pferd geht den Kontakt an und zeigt seine Grenzen auf. Das ist ein Hin- und Herspiel und man sieht deutlich, wie und ob eine gesunde Kommunikation stattfindet. Ist ein Pferd ist immer weit von der Herde entfernt und sondert sich sogar buchstäblich von den anderen ab, ist das Grund für weitere Nachforschungen nach dem Befinden des Pferdes.


Befreundete Pferde schauen oft in die gleiche Richtung und versetzen sich abwechselnd in die Fohlenstellung (Kopf auf Schulterhöhe). Wenn sich diese Pferde begrüßen, ist es auch Nase an Nase oder Nase an Schulter. Pferde kraulen und kratzen sich gegenseitig am Widerrist und am Schweif um Freundschaften zu pflegen.


Wenn eine Herde unterwegs ist, geht oft eine Leitstute voran und ein Leitwallach folgt. Die Positionen sind allerdings Situationsabhängig.


Diese Regeln und Gepflogenheiten lassen sich auch auf die Mensch-Pferd-Beziehung übertragen.


Pferdefreunde | Photo by Thibault Carron on Unsplash


3. Ungehorsam und Verhaltensstörungen

Weben, Koppen, Stangenwetzen sind unter anderen Verhaltensweisen, die sich zwanghaft wiederholen und für Pferd und Mensch ziemlich irritierend und sogar gefährlich sein können. Sie treten hauptsächlich im Stall auf und haben daher die gleiche Ursache.

Sie sind jedoch kein Ungehorsam, sondern Ausdruck von extremem Unbehagen, Langeweile, Missbrauch oder Vernachlässigung. Entwickelt ein Pferd Verhaltensstörungen, werden seine natürlichen Bedürfnisse auf Dauer nicht gedeckt und sein seelischer Zustand verschlechtert sich.


Ungehorsam unter dem Sattel oder im Umgang ist auch kein Ausdruck eines „ungezogenen“ Pferdes, sondern sie sind Äußerungen von unerfüllten Bedürfnissen und Unverständnis und das Pferd kann nicht anders als es auf diese Weise zu kommunizieren. Wahrscheinlich weil seine früheren, feinen Signale nicht gesehen oder ignoriert wurden.


Verhaltensstörungen im Stall
  • Weben oder Kopfschütteln Weben ist eine sich wiederholende hin und her Bewegung mit dem Kopf, manchmal auch mit den Vorderbeinen oder dem ganzen Körper. Dieses Verhalten können alle Säugetiere in Gefangenschaft zeigen und sind auf einen viel zu kleinen Raum zurückzuführen, in dem sie zu lange eingesperrt sind.

  • Koppen Koppen ist auch auf Vernachlässigung und extreme Langeweile und Unbehagen zurückzuführen. Das Pferd hängt sich mit seinen oberen Vorderzähne in einen Balken und zieht Luft in seinen Bauch, fast wie ein tiefer Seufzer. Dadurch gelangt viel Luft in den Magen-Darmtrakt und verursacht auf Dauer ernsthafte körperliche Probleme. Meist geschieht dies auch in einem zwanghaften Rhythmus (in Kombination mit Weben).

  • Wände schlagen oder in Runden laufen Manche Pferde treten wiederholt gegen die Boxenwände und können diese oder sich selbst damit schaden. Auch dies ist Ausdruck von Langeweile und Unzufriedenheit mit dem Eingesperrtsein und kann zwanghaft werden. Immer wieder in denselben Kreisen durch die Box zu gehen, wie beim Weben, ist ein dringender Hinweis auf extreme Langeweile. Oft sehen Besitzer dieses Verhalten nicht, weil sie nur kurz da sind und das Pferd direkt aus der Box holen. Der einzige Hinweis ist durcheinander gewühltes Stroh und Pferdeäpfel am nächsten Morgen in der Box.

Ungehorsam
  • Zähneknirschen, das Gebiss beißen und festhalten sind „Laster“, die man beim Reiten beobachten kann. Es ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Gebiss als unangenehm oder schmerzhaft empfunden wird. Das beißen des Gebisses, das Wegziehen der Zügel oder sogar das Öffnen des Mauls ist eine Möglichkeit für das Pferd, dem Druck zu entkommen, weil es einfach weh tut.

  • Bocken, durchgehen, steigen, einfrieren oder “Faulheit" sind also auch Signale an den Menschen, dass etwas nicht stimmt. In der Regel sind das eben auch Unwohlsein oder Schmerzen durch Sattel, Reiter, körperliche Verfassung oder emotionalen Stress.


Leben hinter Gittern | Photo by Joshua Woroniecki on Unsplash


Verhalten einfach abzuschreiben als "ungezogen" und "ungezogen" ist viel zu einseitig und tut den Pferden schreckliches Unrecht. Pferde sind nicht in der Lage uns absichtlich böses zu wollen. Sie tun nur das, was sie fühlen tun zu müssen.



Wenn dein Pferd unartig ist, schau dir vorher genau seine Signale an, die du möglicherweise schon oft übersehen hast, und frag dich, ob es für dein Pferd nicht vernünftig sein könnte, sich so zu verhalten. Schließlich haben wir die Pferde in unsere Welt gebracht und verlangen Dinge, die weit von ihrem natürlichen Verhalten und ihren Bedürfnissen entfernt sind.



Wir sind es ihnen schuldig, ihre Sprache zu lernen, um sie zu verstehen.

Erst dann kann man urteilen.




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